Gedenkstunde zum Volkstrauertag
Am Sonntagvormittag hatte die Gemeinde Altlußheim zum Gedenken anlässlich des Volkstrauertages auf den Friedhof eingeladen. Bürgermeister Uwe Grempels begrüßte die Besucher und dankte der Freiwilligen Feuerwehr sowie dem DRK Lussheim für die Unterstützung der kleinen Feierstunde. Musikalisch umrahmt wurde die Kranzniederlegung vom Musikverein Altlußheim unter der Leitung von Jonathan Förster. Pfarrerin Eva Weisser sprach ein Friedensgebet, bevor Bürgermeister Uwe Grempels zu seiner Ansprache kam. „Am Volkstrauertag gedenken wir den gefallenen Soldaten, Kriegstoten und Vermissten beider Weltkriege sowie den Opfern von Gewaltherrschaft und Vertreibung“, begann er seine Rede. Bereits seit zweieinhalb Jahren tobt der Krieg in der Ukraine, seit knapp einem Jahr eskaliert der Konflikt im Nahen Osten. Der Krieg ist leider allgegenwärtig geworden und nicht nur als Gedenken an Vergangenes zu sehen. Grempels ging in seiner Rede zurück in das Jahr 1914, als der Erste Weltkrieg begann, der häufig auch als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ beschrieben wird. Es herrschte eine Kriegsbegeisterung zu Anfang und niemand ahnte in welche Abgründe die zivilisierte Welt gerissen werden würde. Niemand konnte sich die traurige Bilanz von knapp 18 Millionen Toten vorstellen. Grempels erzählte die Geschichte von Paul Mauk. Er hatte sich mit 14 Jahren freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, sein Alter hatte er gefälscht. Mauk war von der Kriegsbegeisterung angesteckt, dachte, er käme als Held wieder. Aber schon 1915 wurde er von einer Granate im Schützengraben fast zerfetzt, so dass er im Lazarett an den schweren Verletzungen starb. Paul Mauk ging in die Geschichte ein als jüngster gefallener Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkrieges. Er war ein Kind, das vom deutschen Heldentum träumte und bei seinem Alter mogelte. Nun ruht er seit fast 110 Jahren auf einem französischen Soldatenfriedhof, ohne dass er sein Leben überhaupt hatte leben können. Gut vier Generationen liegen zwischen seinem Tod und heute. Es gibt kaum noch Zeitzeugen, auch nicht vom Zweiten Weltkrieg. Deshalb sind solche Gedenktage wie der Volkstrauertag immer noch wichtig. Die Menschen heute, die Entscheidungsträger und Meinungsbildner aus Politik, Wirtschaft, Lehre und Medien kennen den Krieg auch nur noch aus Erzählungen und Dokumentationen. „Wir alle können uns die Schrecken und das Leid des Krieges nicht vorstellen“, resümierte Grempels. Es erscheine ihm wichtig innezuhalten, die Nachkriegsgenerationen zusammen mit den wenigen Menschen, die es noch als Zeitzeugen gibt. Die Geschehnisse der Vergangenheit sollten Wegweiser für das gegenwärtige Handeln sein. Die besorgniserregenden Entwicklungen in Deutschland, Europa und auch in den USA zeigen, wie sich die Gesellschaft verändert. Das Erstarken nationalistischer Kräfte, die Verrohung der Sprache und der Umgangsformen, die Gefährdung der Demokratie sowie Hass, Hetze und Gewalt gegen Andersdenkende führt zu einer raueren Gesellschaft, wo ein friedliches Miteinander nicht mehr so selbstverständlich ist. Uwe Grempels zitierte Erich Kästner und las aus seinem Gedicht „Habt ein besseres Gedächtnis“. Seine eindringliche Ansprache beendete er weiter mit Worten von Kofi Annan: „Wirklicher Friede bedeutet auch wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit, es bedeutet Schutz der Umwelt und Demokratie, Vielfalt und Würde und noch vieles mehr.“ Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr trugen die Kränze zu den Gedenkstätten der beiden Weltkriege, begleitet von einem Trauermarsch des Musikvereins. Im Schlusswort dankte Bürgermeister Uwe Grempels den Mitbürger:innen, die kostenlos seit vielen Jahren die Kriegsgräber auf dem Altlußheimer Friedhof pflegen. mb
Die Gemeinde Altlußheim lädt anlässlich des Volkstrauertages zu einer Gedenkstunde am 17. November um 11.30 Uhr auf den Friedhof ein.
Programmablauf:
- Musikalischer Auftakt durch den Musikverein 1927 Altlußheim
- Begrüßung durch Bürgermeister Uwe Grempels
- Segensbitte / Pfarrerin Eva Weisser
- Musikalische Umrahmung durch den Musikverein 1927 Altlußheim
- Ansprache und Totengedenken / Bürgermeister Uwe Grempels
- Kranzniederlegung durch die FFW Altlußheim und Bürgermeister Uwe Grempels
mit musikalischer Begleitung durch den Musikverein 1927 Altlußheim - Schlussworte von Bürgermeister Uwe Grempels
Die Bevölkerung ist herzlich zur Teilnahme und zum Gedenken eingeladen.